Die Schleusen am Nord-Ostsee-Kanal schützen die künstliche Wasserstraße vor Schwankungen des Wasserstandes durch die Gezeiten bzw. den Folgen eines Windstaus in der Ostsee-Region. Zu diesem Zweck wurden in Brunsbüttel und Kiel-Holtenau zwei Doppelschleusen-Anlagen erbaut.
Die Doppelschleusen in Brunsbüttel und Kiel-Holtenau
Beide Schleusen des Kiel-Kanals verfügen jeweils über zwei kleine und zwei große Schleusenkammern. Die kleinen Doppelschleusen wurden in beiden Orten mit Stemmtoren ausgestattet, die größeren Doppelschleusen mit Schiebetoren. Da der Bedarf vorhanden ist, soll die Kapazität der Schleusenanlage in Brunsbüttel um eine fünfte Schleusenkammer mit Schiebetoren erweitert werden. Deren Bau wurde bereits 2014 begonnen. Ursprünglich waren dafür sieben Baujahre veranschlagt worden. Doch die geplante Bauzeit erwies sich für das anspruchsvolle Projekt als zu knapp. Inzwischen rechnet man mit einer Fertigstellung nicht vor 2024. Die geplanten Kosten steigen mittlerweile rasant in die Höhe, doch an einer Modernisierung führt kein Weg vorbei.
Die Schleusen am Nord-Ostsee-Kanal als Wirtschaftsfaktor
Der Schiffsverkehr durch den NOK entwickelt sich relativ stabil. Dennoch gab es in den letzten Jahren einen leichten Rückgang, der auch auf wiederholte Sperrungen durch Reparaturen an den alten und zum Teil maroden Anlagen zurückzuführen ist. Im Jahr 2013 häuften sich die Probleme mit einzelnen Schleusenkammern. Aber auch in anderen Jahren mussten Schleusenkammern zeitweise für den Schiffsverkehr gesperrt werden, was für alle Beteiligten finanzielle Verluste bedeutete.
Besonders folgenschwer war die Havarie des portugiesischen Frachters „Akacia“, der im Februar des Jahres 2018 in Kiel-Holtenau das südliche Schleusentor rammte und dabei stark beschädigte. Durch einen technischen Defekt an der Maschine beschleunigte das Containerschiff plötzlich und rammte das Schleusentor so, dass der Bug fast darauf zum Liegen kam. Die Besatzung und die Lotsen konnten die Havarie nicht verhindern. Selbst das Auswerfen der Anker brachte keinen Erfolg. Verletzte waren nicht zu beklagen, aber der Schaden am Schleusentor ging in die Millionen. Da nur noch eine Schleuse zur Verfügung stand, mussten die Schiffe bis zu 6 Stunden auf die Passage warten. Das war für sie mit immensen finanziellen Verlusten verbunden. Andere Schiffe konnten noch rechtzeitig gewarnt werden und wichen auf die Alternativroute durch das Skagerrak aus. Der Umweg ist allerdings mit Mehrkosten von rund 70.000 Euro pro Schiff verbunden. Doch auch für den wirtschaftlichen Betrieb des Nord-Ostsee-Kanals sind solche Ausfälle schmerzlich.
Der Nord-Ostsee-Kanal soll aber nicht nur an den Schleusen modernisiert werden. Auch eine stellenweise Verbreiterung für noch zügigere Passagen ist geplant. Diese ist auch dringend nötig. Allerdings werden die aktuellen Ultra Large Container Schiffe mit bis zu 400 Meter Länge auch danach nicht durch den Kanal passen.
Fotos:
Schleusen am Nord-Ostsee-Kanal 127071 from Pixabay
Schleusen Brunsbüttel von
Yachthafen an der Schleuse in Brunsbüttel von Eduard47 – Eigenes Werk, [CC BY-SA 4.0], Wikimedia Commons