Die Geschichte des Kiel-Kanals

Die ersten Schritte auf dem Weg zum Nord-Ostsee-Kanal

Die ersten Pläne für den Bau eines Kanals kamen schon im 7. Jahrhundert auf. Doch sollte es bis 1777 dauern, ehe der Vorläufer des Kiel-Kanals, der Eiderkanal, gebaut wurde. Die Fahrt durch den Kanal und die Eider nahm immer noch drei bis vier Tage in Anspruch. Ein großer Fortschritt im Vergleich zu vorher, aber noch keine befriedigende Endlösung.

Mit Beginn des Deutsch-Dänischen Krieges 1864 ließ der preußische Kanzler Otto von Bismarck ermitteln, wie man Nord- und Ostsee so verbinden könnte, dass „alle Kriegs- Handels- und Dampfschiffe gut passieren können“. Kein einfaches und schon gar nicht billiges Unterfangen, das auf harte Widerstände traf. Schließlich konnte Bismarck aber Kaiser Wilhelm I. von dem gigantischen Projekt überzeugen, der schließlich 3. Juni 1887 auch den Grundstein dafür legte.

Die Grundsteinlegung des Nord-Ostsee-Kanals
Die Grundsteinlegung des Nord-Ostsee-Kanals durch Kaiser Wilhelm I. in Kiel Holtenau am 3. Juni 1887.

Rund 8.900 Arbeiter mussten etwas 80 Mio. m³ Erdreich bewegen, um den zunächst 67 Meter breiten und 9 Meter tiefen Kanal zu schaffen. Der Bau verschlang 156 Millionen Mark, was allerdings die ursprünglichen Kostenplanungen nicht sprengte. Am 1. Juli 1895 wurde schließlich der regelmäßige Betrieb der neuen Wasserstraße aufgenommen. Schon bei der feierlichen Eröffnung des damaligen „Kaiser-Wilhelm-Kanals“ im Juni 1895 waren neben zahlreichen Prominenten auch viele Schaulustige anwesend. Der von dem britischen Fotografen und Filmer Birt Acres seinerzeit gedrehte Dokumentarfilm „Opening of the Kiel Canal“ machte den Wasserweg sowohl im deutschen Kaiserreich als auch international bekannt. Es ist die älteste Filmaufnahme Deutschlands. Der Name des Kanals ist ein Tribut an den Großvater des Kaisers.

Als Eigentum des Reiches war der „Kaiser-Wilhelm-Kanal“ die erste Reichswasserstraße, deren Verwaltung das Kaiserlichen Kanalamt / Reichskanalamt in Kiel übernahm.

Erste Erweiterung

Im Deutsch-Britischen Flottenwettrüsten wurden in Deutschland ab 1900 erheblich größere Schiffe gebaut, die teilweise den Kanal nicht mehr passieren konnten. Da die Großkampfschiffe der Kaiserlichen Marine oberste Priorität hatten, wurde der Kanal zwischen 1907 bis 1914 erstmals ausgebaut. Die Breite betrug nun 102 Meter und die Tiefe auf 11 Meter. Außerdem kamen in Kiel und Brunsbüttel zwei neue, größere Schleusen hinzu.

Die Scheuse vom Kaiser-Wilhelm-Kanal
Die Scheuse vom Kaiser-Wilhelm-Kanal (Nord-Ostee-Kanal) in Brunsbüttel von Fritz Stoltenberg

Nach dem Ersten Weltkrieg, im Jahr 1919, verlangte der Vertrag von Versailles, dass der Kanal für Handels- und Kriegsschiffe jeder Nation, die mit Deutschland im Frieden steht, offen sein muss. Er sollte allerdings unter deutscher Verwaltung bleiben. Die Vereinigten Staaten lehnten diesen Vorschlag ab, um einen Präzedenzfall für ähnliche Zugeständnisse am Panamakanal zu vermeiden. Die Regierung unter Adolf Hitler erklärte 1936 den internationalen Status des Kanals für beendet, wogegen nur zwei Nationen protestierten.

Während des zweiten Weltkrieges wurde der Kanal durchweg befahrbar gehalten. Versenkte Schiffe sollten kein Hindernis bilden und wurden umgehend beseitigt. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Kanal wieder für den gesamten Verkehr geöffnet. 1948 wurde der heutige Name „Nord-Ostsee-Kanal“ durch die Alliierten geprägt. International blieb es bei „Kiel Canal“.

Zweite Erweiterung

Ab 1965 erfolgte die zweite Erweiterung des Kanals. Dabei erhielt die Weststrecke eine Sohlbreite von 90 Meter. Allerdings gibt es nun zwischen Weiche Königsförde bis zum Binnenhafen Kiel-Holtenau eine relativ enge Passage. Dort versucht man, eine gute Lösung für die Natur, die Landschaft und den Kanal zu finden. Die Oststrecke wird auf eine Sohlbreite von mindestens 70 Meter erweitert und die Kurven werden abgeflacht. Über eine mögliche Vertiefung wird noch diskutiert.

Eine große, aber auch sehr nutzbringende Investition war 2006 das neue elektronische Verkehrslenkungssystem, mit dem von Brunsbüttel aus nun zentral der Schiffsverkehr durch den Kanal geregelt wird.

Levensauer Hochbrücke
Die Hochbrücke über den Kaiser-Wilhelm-Kanal bei Levensau, Zeichnung von Fritz Stoltenberg

Aktuelles Baugeschehen

Derzeit stehen der Bau der schon erwähnten 5. Schleuse in Brunsbüttel, die Instandsetzung der Schwebefähre und des Fahrzeugtunnels in Rendsburg und der Ersatzneubau der erste Hochbrücke Levensau an.

Fotos:
Eisenbahnbrücke über den Kiel-Kanal, Paul_Henri from Pixabay
Die Grundsteinlegung des Nord-Ostsee-Kanals durch Kaiser Wilhelm I. in Kiel Holtenau am 3. Juni 1887, Holzstich und Zeitschriftenillustration von Fritz StoltenbergFritz Stoltenberg Eigene Reproduktion, das Originalbild ist mehr als 100 Jahre alt, [Public Domain], Wikimedia Commons
Die Scheuse vom Kaiser-Wilhelm-Kanal (Nord-Ostee-Kanal) in Brunsbüttel von Fritz Stoltenberg von  Fritz Stoltenberg Scan aus dem Buch: Schleswig-Holstein meerumschlungen in Wort und Bild von Hippolyt Haas, Hermann Krumm u. Fritz Stoltenberg aus dem Jahr 1896, [Public Domain], Wikimedia Commons
Die Hochbrücke über den Kaiser-Wilhelm-Kanal bei Levensau, Zeichnung von Fritz StoltenbergFritz Stoltenberg – Scan aus dem Buch: Schleswig-Holstein meerumschlungen in Wort und Bild von Hippolyt Haas, Hermann Krumm u. Fritz Stoltenberg aus dem Jahr 1896, [Public Domain], Wikimedia Commons

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